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EMOR

Kein Zölibat für die Priester

Was ist ein 'Priester', was macht er, wie soll er leben und mit wem? Welche Pflichten hat er, welche Privilegien, wie viel Freiheit? (Merken Sie bitte, lieber Zuhörer, ich rede hier nur in der maskulinen Form....) In Kapitel 21 des 3. Buches Mose finden wir verschiedene Hinweise für den Priester: zur körperlichen Fitness die von ihm verlangt wird, zum grausamen Schicksal der Tochter eines Priesters die vom richtigen Weg abgewichen war, darüber, dass ein Priester Friedhöfe und Leichen meiden soll, zu seiner Gesundheit, seiner Größe und zu der Frage, wie er immer 'rein' bleiben soll. Und es gibt sogar Regeln darüber, wen er heiraten darf. ''Eine Jungfrau soll er sich zur Frau nehmen. Eine Witwe, eine Geschiedene, eine Entweihte, eine Buhlerin, die soll er nicht nehmen, sondern eine Jungfrau aus seinem Volke soll er sich zur Frau nehmen.''

Warum war das damals wichtig und man könnte fragen warum auch jetzt, wenn ich über diese Verse 13 und 14 sprechen möchte? Natürlich reden wir von anderen Zeiten, anderen gesellschaftlichen Regeln. Denn bei einer vererbten und geerbten Priesterschaft, der Linie Aharons, dem Stamm Lewis, ist es wichtig, dass die Priester eigene Nachkommen haben. Sonst stirbt der Priesterschaft aus! Hier gibt es keine Rede vom Zölibat, der 'Kohen' soll eine eigene Familie gründen. Aber es soll eine 'heile' Familie, eine frische Familie sein, kein 'Patchwork' (…). Keine außerehelichen Kinder sollen in diese Familie aufgenommen werden; denn das würde alles komplizierter machen: Wer gehört dann zum Stamm Aharons, und wer nicht?

Familien sind nicht einfach, wie jeder weiß der mal in einer Familie aufgewachsen ist oder versucht hat, selber eine zu gründen. Es gibt viel Reibungspotential. Dazu kommen Faktoren wie Fruchtbarkeit, kranke oder behinderte Kinder, Fehlgeburten, die damals hohe Kindersterblichkeit und vieles mehr. Für die Priester sollten diese Risiken niedrig sein, die Ehefrauen jung, die Chancen viele gesunde Kinder zu zeugen relativ hoch... So könnte man das auch sehen. (…)

Interessant für mich ist, diese Liste beschreibt nur physische und nicht spirituelle Qualitäten. Keiner verlangte damals von einem Priester, Theologie zu studieren oder regelmäßig zu beten. Nein, wichtig war nur: er sollte pünktlich und richtig und kompetent seine Arbeit im Heiligtum, im Tempel verrichten und keine gefährlichen Fehler machen! Wie wir lesen, sind schon zwei Söhne Aharons gestorben, weil sie einen Fehler im heiligen Dienst machten.

Ich freue mich, ein Rabbiner und kein Priester zu sein! Ich bringe keine Opfer auf irgendeinem Altar. Ich darf lehren und mit Menschen reden, die Rat oder Trost suchen, ich darf Gottesdienste leiten und mit Gebeten helfen. Kein Buch sagt mir jetzt wie ich aussehen soll, oder wen ich heiraten darf oder nicht. Ich muss nicht 'rein' oder 'heilig' sein, ich kann nichts 'segnen', ich bin kein Vermittler zwischen den Menschen und Gott, ich muss nur ausgebildet, ansprechbar und kompetent sein. Das Judentum hat sich geändert, und es ist besser so. Ich hoffe, Sie stimmen mir zu!

Schabbat Schalom!

Wiederverwendung mit freundlicher Genehmigung des rbb. Der Beitrag wurde dort am 5.5.2023 gesendet. 

23.05.2025 Artikelarchiv >>
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