hauptmotiv

KORACH

Die Perspektive des Rebellen

Auslegung von Rabbiner Walter Rothschild

Korach hat die Nase voll.  Er ist aus dem gleichen Stamm wie Moses und Aaron.  Aber irgendwie haben diese zwei Brüder alle Macht in ihren Händen – auch die über Leben und Tod. Soeben wurde ein armer Israelit zum Tode verurteilt und gesteinigt, nur weil er das schreckliche Verbrechen begangen hatte, am Sabbat ein paar Stöcke für Feuerholz zu sammeln. Und das im Namen eines unsichtbaren Gottes, von dem Moses behauptet, er spreche mit ihm unter vier Augen, auf einem Berggipfel oder allein in einem heiligen Zelt.

Er ist nicht der einzige, der unzufrieden ist. Dathan und Abiram sind Brüder, die Söhne von Eliab; On ist der Sohn von Pelet, und dann gibt es noch zweihundertfünfzig Prinzen und Fürsten in der Gemeinschaft. Dieser Moses hat sie aus Ägypten in die Wüste getrieben. Spione waren ausgesandt worden, um sich dieses ach-so-wunderbare Land anzusehen, das ihnen laut Moses versprochen worden war – und die Nachrichten, die sie zurückbrachten, waren ernüchternd. Das Land ist bevölkert, die Bewohner werden es uns unmöglich machen, dorthin zu gehen!

Und nicht nur das: Moses ist ein Fremder, der nicht einmal ihre Sprache spricht, behauptet, als Israelit geboren worden zu sein, spricht von Freiheit und einem eigenen Land – aber hat bisher nur wenig von diesen Visionen umgesetzt. Nun hat sein Gott ihm offenbar gesagt, dass sie noch einige Jahre, ja sogar Jahrzehnte, hier in der Wüste bleiben sollen, bis sie alle gestorben sind.

Gemeinsam gehen sie zu Moses und Aaron, und ihre ersten Worte sind dramatisch. ''Raw lachem!''  ''Das ist zu viel! Du hast zu viel Macht!'' Korach erklärt, ''ALLE in der Gemeinde sind heilig, und unter ihnen ist der Ewige. Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des Ewigen?''
    
Das ist die Standardherausforderung für jeden Anführer: Was gibt IHNEN das Recht, der Leader zu sein?

Wir können Korachs Beschwerden verstehen. Wenn wir die Situation aus seiner Perspektive betrachten, hat er völlig recht. Es gibt nur ein kleines Problem: Die Bibel hat eine andere Perspektive. Die Bibel beschreibt die Situation aus der Sicht von Moses und aus der Sicht von Gott. Und aus dieser Perspektive ist Korach ein Unruhestifter, ein Rebell, ein Querdenker. Er muss entfernt werden, zusammen mit denen, die sich seiner Rebellion anschließen, und zwar auf möglichst dramatische Weise, damit alle anderen – die Überlebenden – die Botschaft verstehen.

Moses gibt also Anweisungen. Er spielt auf Zeit. "Kommt morgen", sagt er zu den Fürsten, "und jeder von euch bringt etwas Feuer und etwas Weihrauch mit, dann wollen wir sehen, was Gott entscheidet.'' Und dann sagt er in Vers 7 (wir sind im vierten Buch, Kapitel 16) zu ihnen genau das, was sie zu ihm vorher gesagt hatten: ''Raw lachem!'' ''Ihr wollt zu viel, ihr Söhne Levis!'' 

Wir haben es hier mit einem Kampf zwischen zwei Kräften zu tun, von denen jede behauptet, Gott auf ihrer Seite zu haben. Wie so oft, leider.

Korach und seine Anhänger werden vernichtet. Gott nimmt ihr Opfer nicht an. Die Erde tut sich auf und sie stürzen in die Unterwelt.

Interessanterweise wird eine jüdische Gemeinde immer noch eine "Kehilla Kedoscha" genannt, eine HEILIGE Gemeinde.  Auch wenn einige der Dinge, die gesagt oder getan werden, weniger heilig sind, als ich es mir wünschen würde ...

Schabbat Schalom!


Wiederverwendung mit freundlicher Genehmigung des Norddeutschen Rundfunks. Der Beitrat wurde dort am 1. Juli 2022 gesendet.


12.07.2024 Artikelarchiv >>
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