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Pessach im Zeichen von Corona

Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama

In diesen Tagen bleiben unsre Synagogen geschlossen. Pikuach Nefesch heißt die Rettung von Menschenleben in Gefahr – und so ist unsere Zeit und unser Zusammenleben augenblicklich zu verstehen. Jeder persönliche soziale Kontakt, der sich vermeiden lässt, trägt wohl dazu bei, die Ausbreitung des Virus zu entschleunigen: Und das kann für einige, wohlmöglich viele bedeuten: Lebensrettung! Alle Kidduschim und Sedarim zu Pessach sowie jegliche anderen Versammlungen sind unabhängig von der Teilnehmerzahl untersagt! Das ist traurig und bitter, aber jeder ist und bleibt aufgerufen, Pessach in seiner Wohnung vorzubereiten.
In unserer Haggada lesen wir: Rabban Gamliel haja omer: Kol sch’lo amar sch’loscha d’warim elu bapessach lo jaza jedei chowato, elu hen: Pessach, Mazza Umaror! Wer immer an diesem Abend nicht den hebräischen Text der Haggada lesen kann und alleine sein muss, weil es keine Sedarim in unseren Gemeinden geben kann, der lese die Haggada in seiner Muttersprache, aber sage in Hebräisch diese drei Worte: Pessach, Mazza Umaror.
Freiheit ist ein heikles Gut. Vor kurzem ist der Aufsatz der 1975 in ihre Welt gegangenen Hannah Arendt erschienen: „Die Freiheit, frei zu sein“. Darin schreibt sie: „Nur diejenigen, die die Freiheit von Not kennen, wissen die Freiheit von Furcht in ihrer vollen Bedeutung zu schätzen, und nur diejenigen, die von beidem frei sind, von Not wie von Furcht, sind in der Lage, eine Leidenschaft für die öffentliche Freiheit zu empfinden.“ Wenn man die Irrungen und Wirrungen der Exodus-Geschichten so liest, dann rebellieren die Israeliten nicht in der Wüste, sondern sie haben erst Freiheit von Furcht und sehr allmählich Freiheit von Not.
Und so wollen wir die Haggada in diesem Jahr nur allein oder im kleinsten Kreis lesen: Wer sich dabei nicht fühlt, als wäre er selbst ausgezogen aus seinem Mizrajim, der ist nicht befreit! Und wir beten: Möge ER Euch und uns, alle Menschen, die guten Willens sind, beschützen, den Kranken schnelle und vollkommene Genesung zukommen lassen.

Chag Pessach sameach!

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