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Treffen mit Bischöfen

Die Deutsche Bischofskonferenz, der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Allgemeine Rabbinerkonferenz (ARK) und die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) haben heute [10.3.] bei einer öffentlichen Veranstaltung über „Die Rolle der Religionen in Europa“ diskutiert. Kirchenvertreter und Rabbiner unterstrichen im Kieler Landeshaus die Bedeutung der Religionsfreiheit auch im öffentlichen Raum und zeigten sich besorgt über laizistische Tendenzen. In seiner Begrüßung wies der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK), Landesrabbiner Dr. h. c. Henry G. Brandt (Augsburg), darauf hin, dass die Religionen in einem immer säkularer werdenden Europa vor gemeinsamen Herausforderungen stehen. Es gehe jetzt und in Zukunft darum, Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erkunden.
Die Präses der Synode der EKD, Dr. Irmgard Schwaetzer, betonte in ihrem Vortrag, dass die Ökonomisierung aller Lebensbereiche ein Kennzeichen unserer Zeit sei: „Marktkräfte bestimmen unser Leben. Aber je stärker nach Marktgesetzen, nach Konkurrenz, nach Effizienz gefragt wird, umso mehr wird auch danach gefragt, was diese Mechanismen eigentlich im Zaum hält. Unbegrenzte Märkte haben Europa an den Rand des Ruins gebracht, zumindest des finanziellen. Wir Menschen spüren, dass Funktionieren nach Marktregeln unserem Leben keinen Halt gibt, dass wir nicht allein als Wirtschaftsfaktoren und Konsumenten im Blick sein wollen, sondern dass da etwas sein muss, dass dem Leben Sinn und Halt und Tiefe gibt.“ Der Einfluss der Religionen auf die Gesellschaft, so die Präses,  werde daher weiter wachsen. „Dort, wo Religionen Barmherzigkeit und Orientierung geben können, werden die Menschen in Europa diese Stimme aufmerksam hören. Diese Rolle gehört zu uns: Barmherzigkeit zu üben in einer ökonomisierten Welt, Orientierung zu bieten und Orte und Riten bereit zu halten, die auch jenseits unserer je eigenen Mitgliedschaft tragfähig sind.“
Mit Blick auf die immer wieder aufflammende Debatte um die Beschneidung von Jungen oder das Schächten sagte Rabbiner Jona Pawelczyk-Kissin (Heidelberg) von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD), dass „gerade die lebensnotwendigen Traditionen der jüdischen Gemeinschaft nach zweitausendjähriger Präsenz in Europa nun in Frage gestellt werden“. Weiter führte er aus: „Die heute ausgesprochen guten christlich-jüdischen Beziehungen bilden eine stabile Grundlage dafür, dass unsere gemeinsamen Werte auch gemeinsam in den gesellschaftlichen Diskurs eingebracht werden. Diese Werte überzeugend zu vertreten, ist eine unserer wichtigsten Aufgaben. Diese Aufgabe kann allerdings nur in einer Gesellschaft angemessen wahrgenommen werden, die von Toleranz und gegenseitiger Achtung geprägt ist.“
In seinem Grußwort erinnerte der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff (Aachen), an Schuman, Monnet, de Gasperi und Adenauer, deren Vision eines geeinten Europas nicht nur wirtschaftlich, sondern auch christlich motiviert war. Christen und Juden müssten sich heute stärker an den europapolitischen Debatten beteiligen. Bischof Mussinghoff rief dazu auf, sich für ein Europa einzusetzen, „das sich nicht gegen andere abschottet, wie wir es auf Lampedusa und anderenorts immer wieder erleben“, und für ein Europa, „das sich seiner Verantwortung für Israel und für eine Lösung des Nahostkonflikts stellt“.
Der öffentlichen Veranstaltung war ein internes Gespräch vorausgegangen, in dem sich Rabbiner und Kirchenvertreter über das christliche und jüdische Verständnis von Ehe und Familie ausgetauscht haben.
Hintergrund:
Seit 2006 treffen sich Vertreter der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK) und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) mit Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der EKD einmal jährlich zu einem ausführlichen Meinungsaustausch. Alle zwei Jahre führen sie gemeinsam mit dem Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit eine öffentliche Veranstaltung durch.

Hannover, 10. März 2014
http://www.ekd.de/presse/pm38_2014_rolle_religionen_europa.html



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