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Brief von Rabbiner Henry G. Brandt

An den Vorstand und die Repräsentantenversammlung
der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

5. Juni 2013 / 27. Siwan 5773

Berlin, Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, hat die größte Anzahl jüdischer Bewohner dieses Landes und ist gleichfalls die zahlmäßig bedeutendste jüdische Gemeinde. Demgemäß kann man wohl die Jüdische Gemeinde zu Berlin als das „Flaggschiff“ der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland ansehen. Die Geschichte und unsere Erfahrungen haben uns, oft schmerzhaft gelehrt, dass die äußere Wahrnehmung und der Ruf der Juden und des Judentums viel von dem Tun oder Lassen Einzelner und – mehr noch – Gemeinschaften abhängen. Schon aus diesem Grunde sind die Ereignisse in der Berliner Jüdischen Gemeinde keine reinen „inneren Angelegenheiten“, sondern von direktem Interesse für uns alle, denn wir sitzen – wohl oder übel – im selben Boot.

Ich finde es beschämend, in ausländischen Zeiten über die „chaotischen Zustände“ in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin lesen zu müssen: Handgreiflichkeiten in der Gemeinderatssitzung, willkürlichen und vorverurteilenden Hausverbote, Abwürgung des demokratischen Diskussionsprozesses und ein leichtfertiges Aufs-Spiel-Setzen der Zusammenarbeit mit dem Berliner Senat.

Schon seit geraumer Zeit pfeifen die Spatzen vom Dach über Missstände in Verwaltungsangelegenheiten dieser Gemeinde. Nun aber spielt sich diese Tragödie auf offener Bühne ab und die große Mehrheit der Juden in diesem Land fühlt sich dadurch in ein schiefes Licht gesetzt. Ohne sachliche Themen hier beurteilen zu wollen, stelle ich fest, dass es so nicht weitergehen darf, zu unser aller Wohl.

Ich rufe die verantwortlichen Gremien in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, ihr Haus in Ordnung zu bringen und die hehren Maßstäbe jüdischer Lehre und Ethik, sowie die Anforderungen einer offenen, freien demokratischen Institution wieder als Fundamente des Handelns zu befolgen. Freier Meinungsaustausch, Respekt Andersdenkender und Beachtung der menschlichen Würde auch der Opponierenden müssten selbstverständlich sein. Selbstredend sind Redlichkeit und Transparenz des Handelns unverzichtbare Voraussetzungen in der Führung einer jüdischen Gemeinde, wie es in unserem allwöchentlichen Gebet für alle die zum Wohl unserer Gemeinen wirken, heißt:
Vekhol mi sche’oskim bezorchej zibur be’Emunah…
Für alle, die sich mit den Anliegen der Gemeinschaft in Treue widmen..

Mit besorgten Grüßen,
Landesrabbiner a.D. Dr. Henry G. Brandt


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