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Grußwort

zur Ratsversammlung des Zentralrates der Juden in Deutschland

von Rabbinerin Elisa Klapheck, Vorsitzende der ARK

In den vergangenen Monaten ist durch den Krieg der Hamass gegen Israel und den wachsenden Antisemitismus sehr viel geschehen – da ist fast untergegangen, dass der Zentralrat eine Nathan Peter Levinson Stiftung für liberale und konservative Rabbinats- und Kantoratsausbildung gegründet hat. Es wurden damit wichtige Weichen für das jüdische Leben in Deutschland gestellt. 

Dies bedeutet endgültig, dass die Wieder-Entstehung des liberalen Judentums vom Zentralrat – und der von ihm repräsentierten jüdischen Gemeinschaft - akzeptiert ist – ja mehr noch, dass der Zentralrat pro-aktiv die Zukunft des liberal-jüdischen Lebens in Deutschland, ja in Europa verstärkt. 

Ich muss in diesen Tagen oft an die rabbinische Entwicklung im Talmud denken – an die Lehre von den Paaren. In jeder Generation gibt es zwei große Persönlichkeiten – zwei große Namen, die die Debatte ihrer Zeit prägten – das berühmteste dieser Paare waren Hillel und Schamai – Hillel, der die Halacha erleichternd auslegte – Schamai, der sie strenger verstand – vielleicht kann man sagen, Hillel der liberale, Schamai der orthodoxe – und so sehe ich es auch heute. Das heutige Paar sind das orthodoxe Judentum und gleichberechtigt das liberale Judentum.

Wichtig ist: In der Geschichte des Talmuds haben sich die beiden jeweiligen Persönlichkeiten als Paare aufgefasst – und nicht als Gegner. Ganz ehrlich: So empfinde ich die rabbinischen Kollegen und Kolleginnen insgesamt. Wir sitzen im selben Boot und wollen alle ein lebendiges Judentum für die Zukunft.

Gerade in der jetzigen Zeit müssen wir zusammenhalten.

Für die Zukunft hoffe ich, dass wir weniger über Antisemitismus zu reden brauchen – es ist eine Zumutung, dass wir solchen Konfrontationen wie den heutigen ausgesetzt sind – und andauernd auf den Antisemitismus zurückgeworfen werden – ja reduziert werden.

Ich wünsche mir und Ihnen, dass wir als Jüdinnen und Juden mehr zu uns selbst gelangen und uns mit den jüdischen Inhalten unserer Tradition auf heute bezogen – im heutigen Kontext –beschäftigen – dass wir viel Judentum in den Gemeinden und auch in die Gesellschaft einbringen werden. Dass wir zeigen, wie auch das Judentum wichtig ist für die Demokratie, den Rechtsstaat, die pluralistische Gesellschaft. Unsere Tradition, und gerade auch der Talmud mit seiner großartigen Diskussionskultur, hat viel hierzu beigetragen.

Das hängt vor allem auch von Ihnen ab – von ihrer Arbeit als Vorstände und als Delegierte der Ratsversammlung des Zentralrats. 

Wir, die Rabbinerinnen und Rabbiner tun von unserer Seite aus alles, damit die Inhalte unserer Tradition weitergegeben werden. Le-dor-wa-dor.

Im Namen der Allgemeinen Rabbinerkonferenz wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche Ratsversammlung und viele gute Impulse für Ihre wichtige Arbeit. –  Am Jisrael chai

 

Grußwort zur Ratsversammlung des Zentralrates der Juden, München 24.11.2024.

 



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