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Chanukka

Fest des Optimismus

von Rabbinerin Elisa Klapheck

Wir sind erschüttert von dem Massaker der Hamas an der israelischen Zivilbevölkerung. Als Rabbiner und Rabbinerinnen erleben wir die Angst vieler jüdischer Gemeindemitglieder vor der Zunahme antisemitischer Vorkommnisse unmittelbar. Nicht wenige überlegen sich in diesen Tagen zweimal, ob sie zu jüdischen Veranstaltungen gehen. Auch wenn es eine Herausforderung ist, tun wir Rabbinerinnen und Rabbiner alles, damit das Judentum lebt. Am Israel chaj! Wir haben uns nicht zurückdrängen lassen, vielmehr haben wir alles, was zum Judentum gehört, die Feste, die Schabbatot, Bar- und Bat Mizwa dennoch gefeiert. Auch das ist Widerstand! Wir haben uns die positive Sicht nicht nehmen lassen.

Chanukka steht für mich für die positive Sicht. Weniger wegen der historischen Wiedereröffnung des Tempels, als wegen der Erfahrung des aufsteigenden Lichts trotz der Dunkelheit. Da folge ich den Rabbinen im Talmud, die bei Chanukka nicht so sehr den militärischen Triumph betonten, als vielmehr den Sieg des Optimismus, ausgedrückt in dem Wunder des Lichts. Jeden Abend eine Kerze mehr. 

Zum stärker werdenden Licht gehört auch, dass ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung in Deutschland explizit auf der Seite Israels steht und sich solidarisch mit den in Deutschland lebenden Juden und Jüdinnen erklärt. Das ist in diesem Umfang neu. Ich persönlich habe noch nie so viele Solidaritätsbekundungen erhalten wie in jüngster Zeit. Interessanterweise kommen die Zeichen der Solidarität nicht unbedingt aus institutionalisierten Kanälen, wie dem interreligiösen Dialog, sondern oft ganz unverhofft, als persönliche Initiativen von Menschen, die über die sozialen Medien Kontakt suchen, um ihre Anteilnahme auszudrücken. Das ist mehr als Empathie, es ist auch ein Ausdruck von Mit-Identifikation. 

Ich frage mich, woran das liegt. Offenbar wird heute von einem Teil der Bevölkerung verstanden, dass mit dem Angriff auf Juden immer auch die eigene Freiheit mit angegriffen wird. Antisemitismus ist ein rückwärtsgewandtes Ressentiment, dass sich nicht nur in Form von Gewalt gegen Juden und jüdische Einrichtungen richtet, sondern auch geistig gegen das, was mit dem Judentum verkörpert wird – dass wir mit unseren religiösen und ethischen Werten die Dunkelheit überwinden können und darin Erfolg haben. In der unerwarteten Solidarität spiegelt sich die Bedeutung, die die Existenz des Judentums auch für die anderen hat. Es geht um das, wofür wir als Jüdinnen und Juden stehen. Chanukka drückt es aus: Gib nie auf. Das Licht wird wieder stärker. Das ist die Botschaft nicht nur an uns selbst, sondern an alle, die es sehen wollen, wenn wir es in diesen Tagen mit unsern Chanukkiot in den Fenstern zeigen.

Möge das Chanukka-Licht unseren Optimismus leuchten lassen.

Chag urim sameach!

 

Editorial des ARK Mitteilungsblattes, Chanukka 5784/2023



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