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CHANUKKA

Als eine große Armee besiegt wurde

von Rabbiner Jona Simon

In wenigen Tagen beginnt das achttägige Chanukafest.
Wir gedenken des Aufstands der Makkabäer gegen die Seleukiden, ihres Sieges und der Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem im Jahr einhundertsiebenundsechzig vor der Zeitrechnung. Zur Einweihung sollte die Menora, der siebenarmige Leuchter, im Tempel entzündet werden. Es fand sich jedoch nur noch Öl für einen Tag. Wie durch ein Wunder brannte dieses Öl acht Tage lang, ebensolang wie es dauerte, neues Öl zu beschaffen.
Seither feiern wir acht Tage lang dieses Wunder von Chanuka mit Kerzen, in Öl gebackenen Speisen wie Berlinern und Kartoffelpuffern (der Auslegung meines Sohnes zufolge gehören auch Pommes mit Majo dazu), und Spielen.

Ein beliebtes Spiel bei Kindern ist das „drejdeln“. Ein Dreidel ist ein Kreisel mit vier Seiten, auf jeder Seite steht ein hebräischer Buchstabe. Die Buchstaben sind NUN, GIMEL, HEH und SCHIN. Das steht für Nes Gadol Haja Scham, ein großes Wunder geschah dort. Je nachdem welcher Buchstabe oben zu liegen kommt, verliert oder gewinnt man. Man spielt um Goldtaler aus Schokolade oder um Walnüsse.
Ich möchte mit ihnen eine meiner liebsten Chanukageschichten teilen. Sie spielt in Chelm, einem Städtchen in Osteuropa, dessen Einwohner mit den deutschen Schildbürgern zu vergleichen sind.

Die Weisen von Chelm saßen eines Abends beisammen und spielten Dreidel, als der älteste von ihnen, Jona, sagte: „Ich denke, dieser Dreidel hat zu viele Buchstaben.“
„Wie kann ein Dreidel denn zu viele Buchstaben haben?“ fragten die anderen. „Seit tausend Jahren haben alle Dreidel vier Buchstaben, Nun, Gimel, Heh und Schin, um uns an das Chanukkawunder zu erinnern.“
„Ich denke trotzdem, dass dieser Dreidel zu viele Buchstaben hat, wofür stehen denn diese Buchstaben? Ein großes Wunder geschah dort. Scham heißt dort. Wofür brauchen wir diesen Buchstaben? Natürlich ist das Wunder dort geschehen, hier ist es ja nicht geschehen, niemals passiert etwas in Chelm.“
„Du hast recht“, sagten die anderen, und sie nahmen den Dreidel und entfernten den Buchstaben Schin.

„Ich kenne einen anderen Buchstaben der überflüssig ist“, sagte Refael. „Der Buchstabe Heh nämlich, der steht für haja, passierte, und natürlich passierte das Wunder, sonst hätte es ja nicht stattgefunden und dieser Tag wäre ein normaler Tag wie alle anderen auch.“
„Das ist richtig“, sagten die Weisen als sie den zweiten Buchstaben vom Dreidel entfernten.

„Ich weiß noch einen Buchstaben der nutzlos ist“, rief Benjamin, „das Gimel, es steht für gadol, groß. Warum sollten wir sagen großes Wunder? Sind nicht alle Wunder groß? Oder hat jemand von euch schon einmal von einem durchschnittlichen Wunder gehört?“
„Was für eine Weisheit!“ riefen die Weisen, als sie den dritten Buchstaben vom Dreidel entfernten.

„Wartet! Wir sind noch nicht fertig“, rief Jonathan. „Schaut euch das Nun an, es steht für ness, Wunder. Ich frage euch, wenn eine kleine Gruppe Juden, nicht klüger oder stärker als wir, eine große starke Armee, wie die der Griechen besiegt, wie nennt ihr das?“
„Ein Wunder!“
„Natürlich! Jeder weiß das. Wir brauchen keinen blöden Buchstaben der uns daran erinnert.“
So entfernten die Weisen von Chelm auch den letzten Buchstaben vom Dreidel.

Seit dem werden alle Dreidel in Chelm ohne Buchstaben gemacht, alle vier Seiten sind leer.
Also wie spielen sie dann das Dreidelspiel? Genauso wie alle anderen Leute auch, mit Dreideln, Nüssen, Münzen und Schokolade. Nur – in Chelm gewinnt immer jeder!

Ich wünsche Ihnen Schabat Schalom, Chanuka sameach und besinnliche Feiertage.


Wiederverwendung mit freundlicher Genehmigung des Norddeutschen Rundfunks, dort gesendet am 20. Dezember 2019.

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