BEHA'ALOTCHA
Große Prüfungen für Moses
Auslegung von Rabbiner Daniel AlterMoses hat nach der Befreiung aus Ägypten eine Menge erleben dürfen und ertragen müssen. Er war der himmlische Bote, der die Israeliten aus Ägypten führte, Wunder im himmlischen Auftrag vollbrachte, das Meer teilte und schließlich dem Volk die Tora brachte.
Solch ein Mensch sollte doch eigentlich nicht so sehr in der Kritik stehen. Aber trotzdem ist er die Zielscheibe dauernder Beschwerden: kein Wasser, kein Essen, Korachs Rebellion und anderes mehr wird ihm vom Volk vorgeworfen – und auch seine Geschwister verschonen ihn nicht von Kritik.
Warum musste er nach allem, was er getan und erreicht hatte, sich mit all dem auseinandersetzen? Vielleicht weil es spirituelles Wachstum nur dann gibt, wenn wir vor echten Herausforderungen stehen?
Der Weg zu menschlicher Größe wird durch unsere Entscheidungen an den kritischen Wegpunkten unseres Lebens bestimmt. Wenn wir die richtigen Entscheidungen treffen, dann bewegen wir uns auf dem Weg zu menschlicher Größe. Eine falsche Entscheidung kann uns in die entgegengesetzte Richtung führen.
Unser Leben kann voller Konflikte sein und ein erfolgreiches Konfliktmanagement bringt uns im Streben nach Größe weiter. Daran anschließend stellt sich die Frage, vor welche Herausforderungen Gott jene Menschen stellt, die den Höhepunkt ihrer Spiritualität und des persönlichen Wachstums erreicht haben?
Rabbi Zadok ha-Cohen gibt uns darauf eine faszinierende Antwort: Diese Menschen werden geprüft, ob sie bereit sind all Ihre Spiritualität und Größe wirklich in den Dienst des Himmels zu stellen oder ob sie einer selbstsüchtigen Größe nachstreben. Dann kann eine falsche Entscheidung zu einem tiefen Sturz aus einstmals großer Höhe führen.
Vielleicht sind es diese Prüfungen, vor denen Moses in den nächsten Wochenabschnitten steht. Moses hatte einzigartige spirituelle Höhen erreicht. Nun war seine Herausforderung, mit seinem Stolz umzugehen und Hochmut zu vermeiden. Würde seine Bescheidenheit ebenso großartig bleiben wie die spirituellen Höhen, die er erklommen hatte? Würde er weiter selbstlos Gott, seinem Volk und der Sache dienen oder würde sein Ego ihn an einem Kreuzweg seiner Biographie in die falsche Richtung führen?
Moses blieb wohl ein echter Diener Gottes, denn der Text sagt: Moses fiel auf sein Angesicht ... er blieb wahrhaft bescheiden. Und die letzten Worte über ihn waren: Diener Gottes. Eigentlich sehr einfache Worte, doch für einen Menschen der größtmögliche Nachruf ...
Wiederverwendung mit freundlicher Genehmigung des Norddeutschen Rundfunks, dort gesendet am 21. Juni 2019.
24.06.2022 Artikelarchiv >>
Rabbiner & RabbinerinnenStrömungenPositionenBet DinPublikationenLinksImpressum |
Home © Allgemeine Rabbinerkonferenz |