hauptmotiv

BEHAALOTCHA

Eine der wichtigsten Eigenschaften

Auslegung von Rabbiner Almekias-Siegl

Im heutigen Wochenabschnitt kommt eine der wichtigsten Eigenschaften des Judentums zur Sprache: die Bescheidenheit, die Demut. Unser Lehrstück beginnt mit der Kritik Miriams und Aarons an ihrem Bruder Mose. Weil er sich eine kuschitische Frau genommen hat, reden ihm die Geschwister Übles nach. „Mose aber war ein sehr bescheidener Mann, mehr als irgendein Mensch auf dem Erdboden.“ (4. Mose 12,3) Und so lässt er sich von ihrem Gerede nicht provozieren, er ignoriert ihre böse Nachrede und schweigt dazu.

Ganz anders Gott, Moses Auftraggeber! Seine Reaktion erfolgt prompt! Postwendend tritt der Höchste selbst für seinen Diener ein, verteidigt ihn und betont dessen herausragende Stellung als dem Größten aller Propheten, dem Übermittler der Tora und Hirten seines Volkes: „Ist jemand unter euch ein Prophet des Herrn, dem will ich mich kundmachen in Gesichten oder will mit ihm reden in Träumen. Aber so steht es nicht mit meinem Knecht Mose; ihm ist mein ganzes Haus anvertraut. Von Mund zu Mund rede ich mit ihm, nicht durch dunkle Worte oder Gleichnisse, und er sieht den Herrn in seiner Gestalt.“ (Numeri 12, 6-8) Hier wird ein Mensch von Gott in so einzigartiger Weise charakterisiert und ausgezeichnet wie es keinem Menschen vor oder nach ihm geschah.

Angefangen hatte alles mit der ersten Begegnung zwischen Mose und Gott am brennenden Dornbusch. Dort lehnt der Schafhirte den Befehl ab, nach Ägypten zu gehen und das Volk Israel zu befreien. „Wer bin ich, dass ich zu Pharao gehe und dass ich die Kinder Israel aus Ägypten führen soll?“ (Ex 3,11)

Rabbi Meir Simcha Hacohen entdeckt in dieser Reaktion des Mose seine große Bescheidenheit. Ein Mann, dem einmal alle Mittel in die Hände gegeben werden, um die Naturgesetze außer Kraft zu setzen, der verzichtet bei seiner Berufung vollkommen darauf, auch nur irgendeinen Vorzug seiner Persönlichkeit vor Gott in Anschlag zu bringen. Seine ganze Reaktion ist von Selbsterniedrigung gekennzeichnet. Er war sich bewusst, dass Gott nur Menschen inspiriert, die von sich selbst niedrig denken. Und sie sind es gerade die der Ewige zu Großem bestimmt und gebraucht.

Dazu erklärt Raschi, dass Moses Wert darauf legte, er habe Gott nicht von Angesicht zu Angesicht geschaut. Aber gerade diese Erkenntnis Moses wäre es gewesen, die ihn in den höchsten Rang der Demut versetzt hätte. Seine Haltung der Bescheidenheit unterscheidet ihn grundlegend von allen Propheten nach ihm, die dachten und angaben, sie hätten Gott gesehen und von allen, die glauben, dass sie die Gottheit Gottes erkannt hätten. Und welcher Mensch der Gegenwart, der sich in ähnlich herausgehobener Position wie Mose befände, würde sich in gleicher Weise zurücknehmen?


Wiederverwendung mit freundlicher Genehmigung des Norddeutschen Rundfunks; dort gesendet am 05.06.2015.

19.06.2020 Artikelarchiv >>
Rabbiner & RabbinerinnenStrömungenPositionenBet DinPublikationenLinksImpressum
Bookmark für: Facebook
Home
logo der allgemeinen rabbinerkonferenz

© Allgemeine Rabbinerkonferenz
Meldungen

Solidarität mit der Oldenburger Rabbinerin Alina Treiger

Pressemitteilung

Wir, die Mitglieder der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland, sind entsetzt und erschüttert über diesen neuerlichen Anschlag auf eine Synagoge und damit auf jüdisches Leben in Deutschland. Letzten Freitagnachmittag haben noch unbekannte Täter einen...

Lesen Sie mehr...

Wie kommt ein Jude in den Himmel?


Paraschat Haschawua

TASRIA

Auslegung von Rabbiner Almekias-Siegl

Zaun mit Rosen

Es gibt Tage, an denen Mann und Frau ihr Verlangen zügeln müssen

Der Wochenabschnitt Tasria beginnt mit Ausführungen zum Thema Geburt sowie Vorschriften über die Beschneidung. »Wenn eine Frau Kinder bekommt, wenn sie einen Knaben gebiert, so ist sie sieben Tage unrein; sie ist unrein wie in den Tagen, da sie wegen ihres Unwohlseins...

12.04.2024   Lesen Sie mehr...