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Das Licht des Friedens

von Rabbiner Gábor Lengyel

Seit zehn Monaten leisten die Menschen in der Ukraine einer russischen Übermacht erbittert Wiederstand. Rabbiner Gábor Lengyel, 1941 in Ungarn geboren, schreibt mit den Gedanken von Rabbi Jonathan Sacks sel. A. über das erste Licht. Chanukka verdeutlicht uns den Wert der Freiheit. Dass wir heute öffentlich Lichter zünden können, verdanken wir dem Mut unserer Vorfahren. Jede Generation hat die Pflicht, die Traditionen und das Wissen weiterzugeben. So wird das Judentum nicht enden. So meint Gabor Lengyel in seinem Buch „Betrachte nicht den Krug, sondern dessen Inhalt“, wird auch nicht bei ihm, im letzten Glied in der Kette der Generationen seiner Familie, das Judentum enden.

Heute möchte ich keine Wundergeschichten zu Chanukka erzählen, sondern Gedanken von dem so früh verstorbenen Rabbiner Jonathan Sacks aus London weitergeben. Rambam, Maimonides stellte folgende Frage: Was ist, wenn am Freitagabend von Chanukka du lediglich eine Kerze findest? Zündest du nur die Schabbat Kerze oder nur die Chanukka Kerze? Beides geht nicht!
Die überraschende Antwort ist: du solltest die Schabbatkerze anzünden. Warum? Maimonides erklärt: die Schabbatkerze hat Priorität, weil sie den Frieden zu Hause symbolisiert. Die ganze Tora wurde uns gegeben, um Frieden in der ganzen Welt zu bringen! Bedenke, Chanukka ist das Symbol für einen großen militärischen Sieg und trotzdem erhält das Schabbatlicht Priorität.
Rabbi Sacks erläutert die Frage über das Licht des Krieges und das Licht des Friedens näher mit: „we celebrate Chanukka as a victory, but it was not military but spiritual… In Judaism the light of peace takes precedence over the light of war!” Wir feiern Chanukka als einen Sieg, nicht durch Militär, sondern durch Spiritualität. Im Judentum steht das Licht für Frieden vor dem Licht des Krieges.
Eine sehr bewegende Geschichte er zählte Rabbi Sacks so: „1991 habe ich die Chanukka Kerzen mit Michail Gorbatschov gezündet. Für 70 Jahre lang war das Praktizieren des Judentums verboten, verbannt. Die Deutschen wollten die Juden vernichten, die Russen unter Stalin das Judentum vernichten. Juden haben nicht nur ihre Tradition verloren, ihre Jobs verloren - die Aktiven wurden sogar in Gefängnisse gebracht.
Nach dem Kerzenzünden fragte mich Herr Gorbatschov: was haben wir gerade gemacht? Ich erzählte ihm, dass vor 22 Jahrhunderten, nachdem das öffentliche Praktizieren des Judentums verbannt wurde, die Juden gekämpft haben für ihre Tradition und für ihre Freiheit. Diese Lichter, die wir soeben gezündet haben, waren das Symbol der Freiheit. Vor 70 Jahren haben die Juden unter dem gleichen Verlust der Freiheit in Russland gelitten. Du, Mr. Gorbatschov hast Ihnen geholfen, die Freiheit wieder zu gewinnen. So bist Du, Mr. Gorbatschov jetzt ein Teil der Chanukka Geschichte.“

Chag Chanukka Sameach!
Ein schönes Chanukkafest!


Aus "Mitteilungblatt" der ARK zu Chanukka, Nr. 12, 5783 / 2022 



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